Gemeinde Brunow
Geschichte der Dörfer der Gemeinde Brunow
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geschrieben von Karl-Heinz Steinbruch M.A.

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Vorwort

Teil 1 - Geschichte des Dorfes Brunow

Teil 2 - Geschichte des Dorfes Bauerkuhl


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Teil 3 - Geschichte des Dorfes Klüß

Als die Herzöge Heinrich und Johann von Mecklenburg von Hans Hund zahlreiche Dörfer übernahmen und diese 1438 auf Lebenszeit an Koene von Restorf verliehen, gehörte zu diesen Dörfern auch Klüß, das genauso wie Brunow Teil des Gutes Dambeck war. Diese Verleihung im Jahre 1438 stellt die erste Erwähnung von Klüß dar. Daß der Ort aber wesentlich älter ist, darauf deutet der slawische Ortsname, der soviel wie "Ort an einer Flusskrümmung" bedeutet. Auch von Klüß erwarb der Landesherr bereits während des Dreißigjährigen Krieges Anteile und legte sie zunächst zum Domanialamt Neustadt, bevor das Dorf 1861 endgültig zum Amt Grabow kam. Und wie Brunow blieben auch Anteile an Klüß bis 1768 im Besitz der verschiedenen Gutsbesitzerfamilien. Auch Anteile von Klüß gehörten nacheinander den v. Restorf, den v. Rohr, den v. Winterfeld und den v. Ditten. Wie Brunow blieb Klüß ein Kommuniondorf und wurde durch den Ankauf durch die herzogliche Kammer im Jahre 1768 endgültig und vollständig Teil des landesherrlichen Grundbesitzes. Ein Fräulein v. Winterfelds lebte aber weiter bis zu ihrem Tod in Klüß. Danach übernahm der Schulze Schmidt ihr Haus.

1654 gehörten in Klüß dem Herzog neben dem Schulzen die Stellen von sechs Hüfnern, einem Halbhüfner, vier Kossaten und zwei Büdnern. Sieben Hüfner, ein Halbhüfner, vier Kossaten und ein Büdner gehörten Adolf Ulrich v. Winterfeld.

Anders als in Brunow waren von diesen insgesamt 27 Stellen - sechs Jahre nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges - noch 12 Stellen wüst: Die Höfe von sechs Hüfnern, zwei Halbhüfnern, zwei Kossaten und zwei Büdnern waren noch nicht wieder aufgebaut. Jeder Bauer hatte wöchentlich bei seinem Grundherrn drei Spanntage und einen Handtag zu dienen, während der Ernte sogar jeden Tag. Daneben hatten sie noch Abgaben in Form von Geld und an den Pastor Geld, Getreide, Eier und Wurst zu liefern. Die Dienste der anderen Untertanen waren geringer bemessen. Die Klüßer gingen zum Gottesdienst in ihre kleine Filialkirche. Die Mutterkirche befand sich zunächst im benachbarten Dambeck, aber schon zu Beginn des 17. Jahrhunderts im brandenburgischen Neuenhausen, auf der anderen Seite der Grenze in der Prignitz. Von 1851 - 1857 gehörte die Klüßer Kirche wieder zu Dambeck, bevor sie 1857 endgültig mit der Kirche in Brunow kombiniert wurde.

1704 gehörten zwölf Stellen in Klüß dem Landesherrn und zwölf Stellen den v. Winterfeld. Im Witwenhaus lebte der Schulmeister Jürgen Eckert. Er ist der erste in Klüß überlieferte Küster, der gleichzeitig Lehrer war.

Schon frühzeitig ist in Klüß eine Windmühle überliefert, bevor ab Mitte des 17. Jahrhunderts ein Krug und einhundert Jahre später eine Schmiede nachweisbar sind. Diese Stellen galten als begehrte Einnahmequellen und wurden deshalb durch das Amt verpachtet. Nach dem dreißigjährigen Krieg wurde eine neue Mühle an anderer Stelle wieder aufgebaut. Zur Mühle gehörte das Wohnhaus des Müllers und verschiedene Wirtschaftsgebäude. Um dem Müller einen dauerhaften Broterwerb zu sichern, waren verschiedene Bauern verpflichtet, ihr Getreide in der Klüßer Mühle mahlen zu lassen. Ihnen war es verboten, eine andere Mühle anzufahren. Zu diesen Mahlgästen gehörten neun Untertanen aus Balow, vier aus Brunow, zwei aus Platschow und 13 aus Dambeck. Aus Klüß ließen vier Untertanen in der Mark Brandenburg mahlen, die anderen gehörten zu den Mahlgästen in Klüß. Da die Bauern bestrebt waren, in der Mühle mahlen zu lassen, die ihnen am nächsten lag oder am besten mahlte, wurden diese Festlegungen häufig genug unterlaufen, was regelmäßig Streitigkeiten zwischen den Müllern und den Mahlgästen hervorrief. Noch 1845 wurde deswegen ein Prozeß vor dem Amtsgericht Neustadt geführt.

Im Gegensatz zur Mühle hatte die Schmiede keine zwangsweise Kundschaft. Deswegen gingen viele Klüßer Bauern häufig den kurzen Weg über die Grenze nach Brandenburg, weil dort vielleicht besser und billiger gearbeitet wurde. Als dann noch der Schmied in Klüß starb und seine Frau mit dem ältesten Sohn das Handwerk weiterführte, war die Witwe nicht mehr in der Lage, die hohen Pachtgebühren aufzubringen und musste mehrfach den Herzog um Pachterlaß bitten. Ähnlich erging es dem Krüger. Dieser wurde seitens des Herzogs sogar vom Kruggehöft vertrieben, weil er nicht in der Lage war, die Abgaben zu zahlen.

Die Nähe der Grenze zu Brandenburg brachte bereits in jenen Jahren ein anderes Geschäft zum Blühen: den Schmuggel. Mehrere Einwohner von Klüß trieben einen verbotenen Handel mit verschiedenen Waren in benachbarte Orte in der Mark Brandenburg. Zahlreiche Kaufleute aus der mecklenburgischen Stadt Grabow brachten ihre Erzeugnisse auf Schleichwegen nach Klüß oder ließen sie von Klüßern abholen. Dann wurden diese Sachen in Brandenburg verkauft. Ein ebenso einträgliches - aber verbotenes - Geschäft war das Branntweinbrennen, was einige Klüßer erfolgreich betrieben.

Die nahe Grenze hatte aber auch einen Nachteil: Es sind zahlreiche Fälle überliefert, wie preußische Werber über die Grenze nach Mecklenburg kamen, um hier trotz Verbot Soldaten zu rekrutieren. Es kam sogar vor, dass Mecklenburger Bauern von der Feldarbeit weg zum Militärdienst nach Brandenburg verschleppt wurden.

1819 gehörte Klüß noch zum Domanialamt Neustadt und war mit seinen 263 Einwohnern ein stattliches Bauerndorf. Von diesen Einwohnern waren 231 männlich, 232 weiblich. Im Dorf lebten 94 Kinder im Alter bis 14 Jahre! Von den Einwohnern waren 19 Bauern, ein Erbmüller mit drei Gesellen, drei Büdner, neun Tagelöhner, sieben Dienstjungen, 15 Dienstmädchen, 14 Knechte, elf Altsitzer, neun Einlieger und je ein Tischler, Schneider, Schäfer, Kuhhirte, Stellmacher, Lehrer, Maurer und Hirte.

Am 1. April 1871 wurde Klüß zur Gemeinde erhoben und erhielt das weitgehende Recht auf Selbstverwaltung. Bis dahin war der Schulze vom Amt eingesetzt worden und behielt das Amt meistens ein Leben lang. Nur selten verlor ein Schulze sein Amt wie der Schulze Schmidt, der nach jahrelangen Beschwerden der Klüßer Bauern über seine Amtsführung, seinen Lebenswandel und wegen Unterschlagung 1792 endlich vom Amt abgesetzt wurde. Nun - 1871 - wurde ein Gemeindevorstand gebildet, der aus dem Schulzen und zwei Schöffen bestand. Als Volksvertretung fungierte von nun ab eine Dorfversammlung, bestehend aus dem Gemeindevorstand, dem Lehrer des Dorfes und aus zehn weiteren Vertretern der Einwohner. Zu diesen zehn Personen gehörte ein Vertreter der Büdner und ein Vertreter der Häusler. Die anderen wurden von den Bauern und dem Müller gewählt.

Nach dem Ende der Monarchie wurden 1920 auch die Domanialämter aufgelöst und in Mecklenburg neue territoriale Verwaltungsstrukturen geschaffen. Die Gemeinden Klüß, Brunow und Bauerkuhl kamen zum neu geschaffenen Amt Grabow, das jedoch schon 1925 im Amt - dem späteren Kreis - Ludwigslust aufging.

1921 kamen bis auf ein Kind von der Carver Mühle im Brandenburgischen alle Schüler aus Klüß. Diese insgesamt 38 Kinder aller Altersstufen hatten in einem gemeinsamen 63 Quadratmeter großen Klassenraum der 1902 neuerbauten Schule Unterricht.

1939 - am Vorabend des zweiten Weltkrieges - lebten in Klüß 266 Einwohner auf 18 Höfen, zwei Eigentumsgrundstücken, sechs Büdnereien und 21 Häuslereien. Klüß hatte Anschluß an die Eisenbahn und eine Schule. Auch in Klüß erhöhte sich im Ergebnis des Krieges rapide die Einwohnerzahl: Ende des Jahres 1946 wurden 512 Einwohner gezählt.

1952 kam Klüß im Zuge der Verwaltungsreform vom Kreis Ludwigslust zunächst zum Kreis Parchim, bevor es zum Kreis Perleberg gelegt wurde. Neben Brunow und Dambeck war Klüß in diesem früher zum Land Brandenburg gehörenden Kreis die einzige mecklenburgische Gemeinde.

Bald darauf aber wurde Klüß nach Brunow eingemeindet.

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This page was last updated on 26 June 2003

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